20141016
So tiefe Leidenschaft kann keine Sünde sein (...) und alles passiert aus Überfluss, denn nichts ist nötig in unseren Köpfen. Doch wenn ich in jedem Niedrigsten das Höchste suche, finde und erkenne - habe ich Angst vor purem, permanentem, perfektem Überschuss. Ein Paar, zwei Paar Hände und eine Handvoll Versuchungen, Fingerspitzen und Lippen, dann ist das Höchste schon wieder zu viel. Warmer Atem, und das Höchste wird noch mehr; drei Blicke und das Höchste wird zu viel. Von Worten über Grenzängste ganz zu schweigen, meine Grenzen sind zum hemmungslosen Überschreiten ohne Suche da. Wenn ich aber nichts mehr suchen möchte, weil das Finden schon immer zu überwältigend war, was tut man, wenn man plötzlich findet ohne zu suchen?
20141012
Sie sagt: Es ist gut so
Sie sagen: Woher weiß du, wann es gut ist, wenn wir doch alle gar nicht mehr wissen, wie sich das anfühlt. Wenn die Zahl der gelebten Gefühle schon lange nicht mehr annähernd so groß ist, wie die Zahlen auf deiner Armbanduhr. Wenn du nachts um vier auf diese Uhr schaust und abwägst, wie viele Stunden Schlaf dich die verlängerten Minuten mit demjenigen kosten, der dir in dieser Sekunde nahe steht oder liegt. Wenn die Zahl der dir einst bedeutsamen Menschen die Zahl deines eigenen Alters übersteigt, dann muss doch dein Verstand bald vollkommen ausgelastet sein. Und fühlen und zählen und fragen und bald nicht mehr wissen, war es der Sonnenauf- oder Sonnenuntergang, den du liebtest? War es das Verlassen oder das Heimkommen, die erste Kälte oder die letzte Wärme? Ist das gut so?
Sie sagt: In meiner Zeitrechnung gibt es keinen Verstand; nur das Herz ohne Anstand, kein Du, kein Wir, sondern ein „wie war der Name noch gleich?“ und ein „kein Drama, Baby“, ohne Zahlen kann ich leichter leben. Es ist gut so.
20140901
Die Achterbahn ist wie mein Leben, und das Leben ist ein starkes, berauschendes Spiel.
Leben heißt, mit einem Fallschirm abspringen, Leben heißt etwas riskieren, hinfallen und wieder
aufstehen, Leben ist wie Steilwandklettern, es bedeutet, nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis man
den eigenen Gipfel erklommen hat. Wenn ich darauf vertraue, dass die Schienen mein Schicksal
sind, dann wäre die Achterbahn genau das, was sie auch ist, eine sichere, vertrauenswürdige
Konstruktion mit kleinen Wägelchen, die an ihr Ziel gelangen werden. Und während der Fahrt kann
ich die Landschaft um mich herum betrachten und vor Aufregung schreien. (Paolo Coelho, 11 Minuten)
Leben heißt, mit einem Fallschirm abspringen, Leben heißt etwas riskieren, hinfallen und wieder
aufstehen, Leben ist wie Steilwandklettern, es bedeutet, nicht zu ruhen und nicht zu rasten, bis man
den eigenen Gipfel erklommen hat. Wenn ich darauf vertraue, dass die Schienen mein Schicksal
sind, dann wäre die Achterbahn genau das, was sie auch ist, eine sichere, vertrauenswürdige
Konstruktion mit kleinen Wägelchen, die an ihr Ziel gelangen werden. Und während der Fahrt kann
ich die Landschaft um mich herum betrachten und vor Aufregung schreien. (Paolo Coelho, 11 Minuten)
20140831
Die Erwartung-Loslassende / Das Erwartungs(loslass)-Ende (f./n.)
Und wenn es sich früher anfühlte wie ein innerer Sturz, als du mich empfingst mit offenen Armen und ich dir gegenüberstand mit offenen Haaren, so war es nun vielmehr ein weiches Fallen (sanft in vertraute Bettlaken). Als hätte ich mich noch einmal auf deinem Balkon hoch über der Stadt umgesehen und die Tiefe in mir selbst abgeschätzt, den Fall dadurch minimiert und die Freiheit maximiert. Nur deshalb kann ich Türen offenstehen lassen, ohne die Erwartung an dich, sie auch offen zu lassen. Meine Augen offen lassen, ohne Angst davor, dich mit bereits geschlossenen Augen zu sehen.
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