20140831

Die Erwartung-Loslassende / Das Erwartungs(loslass)-Ende (f./n.)


Und wenn es sich früher anfühlte wie ein innerer Sturz, als du mich empfingst mit offenen Armen und ich dir gegenüberstand mit offenen Haaren, so war es nun vielmehr ein weiches Fallen (sanft in vertraute Bettlaken). Als hätte ich mich noch einmal auf deinem Balkon hoch über der Stadt umgesehen und die Tiefe in mir selbst abgeschätzt, den Fall dadurch minimiert und die Freiheit maximiert. Nur deshalb kann ich Türen offenstehen lassen, ohne die Erwartung an dich, sie auch offen zu lassen. Meine Augen offen lassen, ohne Angst davor, dich mit bereits geschlossenen Augen zu sehen. 

20140829

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Auf den nächsten nassen Metern
trägt die Straße ihre Lichter alleine, 
den Nieselregen, die Lichter, das Rauschen, 
deine suchenden Augen nach Ruhe 
in dem Strom aus irrenden Punkten ohne Halt. 
Wie alle ihre Koffer voll begrenzter Zeit umherwirbeln, 
mit riesigen Schirmen aneinander vorbei,
durcheinander hindurch laufen, 
als würden dadurch Hauseingänge höher werden, 
die Plakatwände bunter, 
das Wetter besser. 
Als würden ihre Uhren langsamer laufen, 
wenn sie selbst nur schnell genug liefen. 
Im leeren Grau des Tages versickert für sie 
in den Abflüssen der eigenen Stadt
die leise Vertrautheit aus fremden Kopfhörern und
der beruhigende Geruch des nassen Asphalts.

20140826


Eines Tages fühlst du dich nicht mehr nur halbgroß,

lässt mutig deinen Halt los,
bist plötzlich haltlos,
Sagst nicht mehr Halt, sondern Los!

Und lässt mutig die Furcht los, bloß - 

ist dann noch was groß für dich?
Bist plötzlich furchtlos, bloß ohne Bezug
zu dem, was dich mal innehalten ließ.
Bist haltlos auf Entzug von dem, was
das Blut deines Knies 
vom Sturz auf den Kies zurückhält.
Und deshalb fällt und fällt mit dir deine Welt
plötzlich wieder zurück in ihr eigenes halbgroßes
Paradies.




20140823

Als ich klein war habe ich einmal gelesen, dass die alten Ägypter etwa fünzig Wörter für Sand besaßen, die Eskimos einhundert Wörter für Schnee. Ich fragte mich, wofür so viele Worte für etwas so Gleichbleibendes? Heute suche ich nach tausenden Wörtern für Liebe und weiß, dass nichts jemals gleichbleibend sein wird. Ich suche nach tausenden Wörtern und alles, was mir dabei in den Sinn kommt, bleibt die Art und Weise, wie du deinen Arm im Schlaf suchend um mich legtest. Und dafür gab es nie ein Wort.

20140819





Lass mich die Perspektive ändern, 
den Ursprung suchen und 
gleichzeitig vorwärts wie rückwärts denken, 
nach unten und oben fallen und 
nichts mehr vernachlässigen müssen.

20140816

Say when rain
cannot make
you more wet
or a certain
thought can’t
deepen and yet
you think it again:
you have lost
count. A larger
amount is
no longer a
larger amount.
There has been
a collapse; perhaps
in the night.
Like a rupture
in water (which
can’t rupture
of course). All
your horses
broken out with
all your horses. KAY RYAN

20140814

Selbstverlust war es
Dich
zu verlieren

Rauschen, Rauschen, Rauschen, Klang deiner Stimme, Rauschen
in den Ohren / Stille
Stolpern durch losen Zwischenraum
leichte Schwere fällt auf alles herab
wird schneller, schneller, schneller
und dann -
langsamer

u n e r t r ä g l i c h   l a n g s a m 
monolithisch, monoton




Selbstverlust ist es
Mich 
zu verlieren

in spiegelverkehrten Erinnerungen